Dienstag, 22. Februar 2000 Flensburger Tageblatt

Bischof Knuth eröffnete Ausstellung in der Marienkirche:
39 Bilder zur Offenbarung in sieben Kirchen

Apokalypse: Tägliche Realität

Platzmangel in der Marienkirche: Der Gottesdienst zur Austellungseröffnung am Sonntag war sehr gut besucht. Foto: Staudt

(nett)
Zahlreiche Gläubige und Kirchenvertreter feierten am Sonntag mit einem Gottesdienst die Eröffnung der Ausstellung ,,39 Bilder zur Offenbarung"- ein gemeinsames Projekt von Kirchenkreis und dem Flensburger Künstler Uwe Appold.

Uwe Appolds "Weltgericht" vor Augen und die Stimmendes Flensburger Bach-Chores mit der Bach Kantate "Wachet! Betet! Betet! Wachet!" im Ohr: Apokalypse - für die Gläubigen in der bis zum letzten Platz besetzten Marienkirche wurde sie am Sonntag Abend erlebbar.

Bischof Dr. Hans Christian Knuth beschrieb die Offenbarung in seiner Predigt als tägliche Realität: "Krieg, Hunger, sengende Hitze und der Absturz ins Nichts - erstaunlich, wie aktuell das über die Jahrtausende bleibt", bemerkte er. "Jeden Tag geht die Welt unter und wir sind mitten drin." Doch zwischen Todesangst und Verwesung ströme das Leben, gebe es Harmonie, Hoffnung, Freude und Zuversicht.

"Dank Uwe Appold können wir sehen, wie das Leben schließlich den Sieg über den Tod behält", sagte Knuth mit Blick auf die seit Anfang der Woche in sieben Flensburger Kirchen ausgestellten Bilder zur Offenbarung. "Wir dürfen hineinsehen in das Herz eines Künstlers, der uns mitnimmt in das Reich seiner Visionen." Visionen, die sich vorführen ließen wie ein Musikstück und mit Farben, denen der Betrachter folgen könne wie Tönen. So beschrieb der Psychologe Konrad Gutschke den Bilder-Zyklus in seinem Einführungsvortrag. Als Freund Appolds habe er spontan gesagt: "Du musst verrückt sein, wenn du dieses Thema darstellen willst!" Abbilder von Bildern zu erzeugen und sie
als "Offenbarung" vorzustellen, das sei starker Tobak.

Doch er stellte fest: "Es sind keine Abbilder von Bildern geworden." Appolds Offenbarung sei ein Fortschreiten. "Jedes Bild entwickelt, sich aus dem vorhergehenden wie eine Blüte aus einer Knospe." Appold habe mit seinem Zyklus Gottes Wirklichkeit dargestellt: "Gott ist immer Anfang und Ende zugleich, A und 0." Entsprechend sei die Entwicklung des Bilder-Zyklus nicht gradlinig, sondern ein kreisförmiger Prozess. Dies werde in der Veränderung und Wiederkehr der Farben, der Bildformate sowie der einzelnen abstrakten Gestalten und Orientierungsmarken deutlich.

,,Am Ende werden alle Gegensätze und Widersprüche überwunden und aufgehoben", meinte Gutschke. Das letzte Bild zeigt das neue Jerusalem mit dem lebendigen Wasser: An seinen Ufern wachsen die Bäume des Lebens.