Dienstag, 1. August 2000 Rhein Main Presse

"Das sinnlichste Buch der Bibel"
Zum Abschluss der Ausstellung mit Bilder von Uwe Appold sprach der Neutestamentler Professor Berg über die Apokalypse

Der Künstler Uwe Appold packt gestern einen Apokalypse-Zyklus ein. Acht Wochen waren die Bilder in der Pauluskirche zu sehen, nächste Station ist New York. Foto: Gerhard Kind

Die Bilder des Künstlers Uwe Appold (Flensburg) gehen jetzt nach NewYork. Bis Sonntag war der Apokalypse-Zyklus Inder Pauluskirche zu sehen. Zum Abschied gab es dort am Samstag eine Finissage.

BAD KREUZNACH. Zur Finissage hatte der Kirchenkreis An Nahe und Glan in die Pauluskirche eingeladen - doch was ist eigentlich eine "Finissage"? Dies fragte Pfarrer Günter Lenhoff, der als Vertreter des Superintendenten die zahlreichen Gäste begrüßte. Er entschied sich für die Formulierung, eine Finissage sei "die liebevolle und detaillierte Feinarbeit zum Abschluss einer Arbeit". Und für diese Feinarbeit dankte er den Künstlern und Referenten.
Acht Wochen lang hatte der Apokalypse-Zyklus des Flensburger Künstlers Uwe Appold die Pauluskirche in den Bann einer besonderen Verkündigung gezogen: Seine 39 großformatigen Bilder stellen in sieben Einzelzyklen die Visionen des Johannes, des Verfassers des letzten Buches der Bibel, dar. Uwe

Appold beschrieb sein Werk mit den Worten: "Ich musste mich durch vier Mal sieben Schrecknisse hindurcharbeiten, um dann das Weltgericht und das himmlische Jerusalem darzustellen." Golden erhebt sich in seiner modemen Version des Weltgerichtes aus der untergehenden blutroten alten Welt eine neue Ordnung. Dafür, dass das letzte Buch des Neuen Testaments kein Buch mit sieben Siegeln blieb, sorgte der Heidelberger Neutestamentler Professor Klaus Berger. Er beschrieb die Johannes-Apokalypse, deren Niederschrift er in die Zeit um 68 nach Christus datierte, als "das sinnlichste Buch der Bibel". In diesem Teil der Bibel werde nicht Angst und Schrecken erzeugt, sondern die wirklichen Bedrohungen der damaligen römischen Welt würden mit der Wirklichkeit Gottes konfrontiert. "Die alltägliche Hölle, die Menschen einander bereiten, werde in diesem biblischen Buch so hautnah geschildert, um die Menschen zur Umkehr zu rufen", erklärte Berger. Im Gegensatz zu dem Apostel Paulus habe der Verfasser der Johannes-Apokalypse ein kritisches Verhältnis zu den weltlichen Herrschern seiner Zeit. Berger folgerte daraus für die Kirchengeschichte: "Die Kirchen haben zu wenig die Apokalypse gelesen. "

Für einen würdigen musikalischen Rahmen des Abends sorgten Beate Rux-Voss (Orgel) und Günter Scherb (Posaune), die mit modernen Stücken von Jan Koetsier, Magdalene Schauss-Flake und Bernhard Krol ihr Können unter Beweis stellten. In der sicheren Auswahl der Stücke und deren souveräner Interpretation gelang es den Musikern, sowohl die Spannung der biblischen Texte wie auch deren Auflösung in dem Stück "Jesu meine Freude" von B. Krol einzufangen. Auch Birgit Enssminger-Busse (Sopran) unterstrich mit vier Liedern von Antonin Dvorak das Thema. Sowohl die dramatischen wie die tröstlichen. Aspekte der biblischen Botschaft kamen in ihrem reifen Vortrag zum Ausdruck. Esther Huck begleitete die Sängerin an der Orgel. Florian Voss und Friedrich Mayer ergänzten als Sprecher die musikalischen Darbietungen. Cornelia Stiehl