Mittwoch, 3. November 1999 Kölner Stadt-Anzeiger

Ausstellungseröffnung

Einsichten zur Apokalypse
Uwe Appolds großformatigen Bilderzyklus vorgestellt

BILDERZYKLUS - zur "Apokalypse" - in der evangelischen Kirche Waldbröl wurden die kreisweiten Ausstellungen von Uwe Appold (2.v.l.) von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche eröffnet. Foto: Gisela Schwarz

Von Gisela Schwarz

Waldbröl- Historische Momente: In Augsburg legten Vatikan und der Lutherische Weltbund den jahrhundertlange Glaubensstreit bei, am selben Tag, am Sonntag eröffnete der Katholische Kreisdechant Josef Herweg in der evangelischen Kirche gemeinsam mit Weihbischof Klaus Dick und dem Superintendenten Horst Ostermann die Zentral-Ausstellung von Uwe Appolds Bilderzyklus "Apokalypse", der kreisweit mit zahlreichen Begleitveranstaltungen bis zum 11. Dezember gezeigt wird - ein sichtbares Zeichen des Dialoges zwischen den beiden Kirchen im Sinne der Ökumene am Ende des Jahrtausends, auf der Schwelle des Jahres 2000.

Sieben großformatige Bilder, die Interpretation der "Sieben Siegel" aus der Apokalypse, jener 2000 Jahre alten Beschreibung des "Weltgerichtes", verschafften den vielen Gästen einen ersten Eindruck in die abstrahierte Bilderwelt der Symbole und Zahlen, mit denen der Flensburger Maler und Bildhauer auf mächtigen Bildtafeln mit großzügen Farbaufträgen die Inhalte der Apokalypse in die Jetztzeit transponiert hatte. Immer wieder wurde der Blick angezogen von der Umsetzung des "zweiten Siegels": Ein flammend glühendes Schwert fährt diagonal durch die feuerrote Bildfläche - Symbol für die Gestalt auf dem feuerroten Pferd, dem die Macht gegeben wurde, den Frieden von der Erde zu nehmen. Vergebens sucht man nach dem Sonnenstrahl, der durch die Kirchenfenster die grelle Reflektion auf dem Werk verursachen könnte. Technisch gesehen, bewirkte der Einsatz von Acryl, Sand und Edelstahl den überwältigenden Eindruck auf der Leinwand. Inhaltlich schuf Appold ein Werk, das die Ganzheit der Offenbarung des Johannes, der "Apokalypse", reflektiert. Verstärkt wurde der Eindruck durch die Orgelvorträge von Martin Kotthaus.

Einen Diskussionen entfachenden Gedankenanstoss bildete der Vortrag "Apokalypse - steht am Ende wieder ein Anfang" des Geisteswissenschaftlers Alexander Schuller. "Das zurückliegende Jahrhundert hat das Böse als reale Macht vermittelt", zitierte Schuller aus Joachim Fest's "Apotheose der Modene", stellte die jetzige Zeit als Epoche des grundsätzlichen Misstrauens dar. Dies sei in der Kunst sichtbar als Verzicht von Wirklichkeit, in der Literatur mit dem Verlust des Subjektes, dem Verzicht des Individuums, in der Politik mit dem Ideologieverdacht, das Wirkliche hinter dem Scheinbaren zu vermuten. Die Modene mit ihrer Sinnkrise sei eine "schleichende "Apokalypse", schaffe empirische Erkenntnise und Fakten, verliere aber das Gefühl für die Wirklichkeit, formulierte Schuller den Hass auf die Wirklichkeit und die Hoffnung auf eine andere Wirklichkeit. Die Totalitarismen dieses Jahrhunderts manifestierten sich in der Suche nach einem neuen Menschen, artikulierten sich als unangenehmes Erbe der christlichen Tradition mit einem "Angstschrei der Aufklärung nach Gott". Mit der These "Die Modeme ist die schleichende und öde Maske der vorausschreitenden Apokalypse" entließ Schuller die Ausstellungsbesucher.